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May 16, 2024

„Ich habe nur noch 15% Lebensqualität“ - Philipps Geschichte vom Panikgefängnis zur beruflichen Freiheit

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Neu gewonnenes Selbstvertrauen zum Überwinden von Panik

Text zuletzt geändert am 20.06.2024

geschätzte Lesezeit: ca. 13 min.

Philipps erste Panikattacke und ihre Folgen

Alle hier geteilten Klient:innengeschichten basieren auf realen Ereignissen und wurden mit Zustimmung der betroffenen Personen veröffentlicht. Sämtliche persönlichen Informationen und Namen wurden derart modifiziert, dass keine Rückschlüsse auf die individuellen Personen möglich sind. Zudem bleiben die identitäten unserer schreibenden Psychologinnen und Psychologen anonym, um eine unvoreingenommene Wahl Ihrer Beratungsperson zu gewährleisten.

Als Psychologe erlebe ich viele erste Sitzungen, doch die Begegnung mit Philipp war irgendwie besonders. Es war ein Dienstagnachmittag, als Philipp, ein junger Mann mit nachdenklichem Blick, zum ersten Mal den virtuellen Beratungsraum betrat. Ich sah sofort, dass Philipp im Bett lag. Das Schöne an der Online-Beratung ist ja grundsätzlich, dass man den Service von wo man möchte in Anspruch nehmen kann. Und bequemer als im heimischen Bett geht es kaum. Einzig und allein die Tatsache, dass es bereits fortgeschritten am Tag war und der Klient offensichtlich noch in Schlafkleidung war, wunderte mich.

"Willkommen, Philipp. Ich freue mich, dass Sie den Weg hierher gefunden haben. Haben Sie ein Mittagsschläfchen gehalten?", fragte ich grinsend, bemüht, eine lockere Atmosphäre zu schaffen.

Der Klient lächelte kurz, aber doch angespannt.

„Nein, nicht wirklich. Heute ist wieder so ein Tag.“ antwortete der Klient knapp.

„So ein Tag, wo Sie am liebsten im Bett bleiben würden?“

„Ja, genau.“

"Ah, okay. Verstehe. Möchten Sie mir erzählen, was Sie herführt?", entgegnete ich.

Philipp sah einen Moment lang an der Kamera vorbei, seine Augen spiegelten eine Mischung aus Unsicherheit und Entschlossenheit.

"Ja, es ist nicht einfach für mich, darüber zu sprechen... aber ich bin hier, weil meine Angst mein Leben übernimmt. Es begann vor einigen Jahren, und seitdem wird es nur noch schlimmer. In den letzten Wochen verlasse ich die Wohnung eigentlich kaum noch, und es gibt Tage wie heute, da liege ich die meiste Zeit im Bett."

Ich nickte ihm zu. "Das klingt belastend. Was für Ängste erleben Sie denn in Ihrem Alltag?"

Philipp atmete tief durch, bevor er antwortete. "Panik. Richtige Panik. Jeden Tag. Anders kann ich es nicht beschreiben. Ich habe ständig dieses Panikgefühl in mir. Ich werde es nicht mehr los. Es ist auch total unvorhersehbar, wann es kommt. Ich bekomme Panik, wenn ich unter Leuten bin, ich bekomme Panik, wenn ich alleine bin. Es nervt einfach nur noch. Am liebsten schlafe ich mittlerweile. Das ist gefühlt die einzige Zeit am Tag, wo ich panikfrei bin, wobei das mittlerweile auch nicht mehr so ist. Gerade gestern hatte ich auch nachts eine Panikattacke, glaube ich."

„Wie viele von diesen Panikattacken haben Sie denn am Tag und was erleben Sie da?“, fragte ich den Klienten.

„Kommt drauf an. Manchmal nur 1, 2 Mal am Tag und dann gibt es Tage, da habe ich locker 5, 6, 7 Panikattacken. Die dauern dann manchmal 1 Stunde. Und ja, ich spüre halt Panik in mir. Mein Herz rast, ich fange an zu zittern, mir wird schwindelig, manchmal auch schlecht. Ich bekomme richtig Hitzewallungen, jedes Mal, wenn es losgeht. Ich habe das alles mal gegoogelt und kam heraus, dass das Panikattacken sind. Habe mich in den Beschreibungen wiedergefunden.“

„Ah ja, verstehe. Ja, das klingt in der Tat nach möglichen Panikattacken. Philipp, sagen Sie mir noch bitte, wann haben Sie diese Art von Attacken das erste Mal erlebt, und wenn Sie die Symptome schon in der Vergangenheit gegoogelt haben, haben Sie diese dann auch schon mal medizinisch abklären lassen, ob etwaige organische Ursachen auszuschließen?“

„Ja, das habe ich.“ entgegnete der Klient. „War bei meinem Hausarzt. Der hat Blut abgenommen und sich alles angehört. War alles unauffällig. Er sagte, ich solle mir mal überlegen, ob eine Psychotherapie etwas für mich sein könnte. Ich habe das dann aber erstmal abgelehnt.“

„Weil?...“

„Da sucht man doch ewig, bis man jemanden findet. Und dann ist ja auch noch nicht gesagt, dass man sich mit der Person versteht. Ich habe das schon von ein paar Leuten aus meinem Umfeld mitbekommen. Die waren alle nicht wirklich zufrieden. Noch mehr Enttäuschung kann ich gerade nicht gebrauchen. Ich will mir selbst aussuchen, mit wem ich das Thema angehe. Deshalb habe ich auch mal geguckt, was es online gibt. Und wenn es mir hilft, da rauszukommen, bin ich auch gerne bereit dafür zu zahlen.“

"Den Gedankengang verstehe ich. Es ist gut, dass Sie hier sind, Philipp. Wobei ich natürlich zur Ehrenrettung der Kolleginnen und Kollegen sagen muss und möchte, dass viele einen ausgezeichneten Job machen", antwortete ich.

„Ja, absolut, das meine ich auch gar nicht. Aber ich möchte frei entscheiden, verstehen Sie? Die Chemie muss ja stimmen, sonst bringt das ja alles nichts.“

„Absolut, da gebe ich Ihnen recht. Das weiß man auch aus der Forschung mittlerweile, dass die sog. therapeutische Beziehung das A und O in Therapie und Beratung ist. Ok, gut, dann sagen Sie doch nochmal: Wann hatten Sie das erste Mal eine solche Attacke?“

„Januar 2020. Das war ein paar Wochen, bevor es mit Corona losging. Ich bin bei uns im Ort abends nach Feierabend zum Supermarkt. Es war ein sehr kalter Abend. Ich bin dort wie immer hingegangen, und kurz nachdem ich in den Supermarkt gegangen war, ging es los. Ich bekam richtig Hitzewallungen, Atemnot. Ich bemerkte es schon beim Reingehen. Dieser schnelle Unterschied von der klirrenden Kälte in diese beheizte, stehende Supermarktluft.“

Philipp schilderte etwas, das ich häufiger in der Beratung höre. Äußere Sinnesreize wie laute Geräusche, intensive visuelle Reize wie etwa im Kino oder eben Temperaturschwankungen können bei einigen Personen Panikattacken auslösen. Im Falle der Temperaturveränderung muss der Körper erhebliche Anstrengungen unternehmen, um sich an schnell wechselnde Temperaturen anzupassen. Diese körperliche Reaktion kann Stress verursachen, der bei empfindlichen oder angespannten Individuen zu Angstzuständen führt. Das kann im Winter sein, wenn man, wie Philipp, von der Kälte ins Warme kommt, aber auch im Sommer bei sehr warmen Temperaturen. Häufig sind Temperaturaußenreize dann Mitverursacher für die erste Panikattacke, die Klienten erleben.

„Verstehe, und wie ging es dann weiter?“

„Ab da war es vorbei. Ich kann mich eigentlich gar nicht mehr so wirklich erinnern, es ging alles so schnell. Ich weiß noch, dass mir schwindelig wurde und ich das Gefühl hatte, mich gar nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Eine Mitarbeiterin hat wohl mitbekommen, dass es mir nicht so gut ging. Sie holte einen Stuhl und fragte, ob ich einen Arzt bräuchte. Sie gab mir etwas zu trinken. Sie hat sich sehr nett gekümmert und gleichzeitig war es total peinlich. Ich saß da mitten im Supermarkt und alle sind mit mitleidigem Gesicht an mir vorbei.“

Philipp setzte sich im Bett auf.

„Ich habe jedenfalls einen Arzt abgelehnt und habe dann nach einiger Zeit hektisch meine Freundin angerufen. Die kam dann schnell und hat mich abgeholt. Als ich sie gesehen habe, ging es mir schlagartig besser.“

Es war deutlich spürbar, dass diese erste Attacke im Supermarkt einen beeindruckenden Charakter auf den Klienten gehabt hatte. In den Folgetagen habe er dann als Reaktion begonnen, verstärkt in seinen Körper hineinzuhören, ob noch alles in Ordnung sei. Er entwickelte ein ständiges Gefühl, auf der Hut sein zu müssen.

Die Entwicklung von Hypervigilanz und Vermeidungsverhalten

In Therapie und Beratung spricht man hier auch von einer Hypervigilanz. Dieser Zustand ist charakteristisch für Betroffene von Panikattacken und Angststörungen und kann durch mehrere Merkmale beschrieben werden. Betroffene nehmen Umgebungsreize wie Geräusche, Licht oder Bewegungen intensiver wahr, wobei selbst kleinste Veränderungen in der Umgebung als bedrohlich empfunden werden können. Zudem besteht eine übermäßige Wachsamkeit gegenüber körperlichen Empfindungen. Körperliche Symptome wie Herzklopfen, Schwindel oder Atemnot werden verstärkt wahrgenommen und häufig als Anzeichen einer ernsthaften gesundheitlichen Bedrohung interpretiert. Diese verstärkte Wahrnehmung geht einher mit einer ständigen Fokussierung auf potenzielle Bedrohungen, was zu einer intensiven Beobachtung der Umgebung und der eigenen körperlichen Reaktionen führt.

Die Folge ist eine erhöhte Anspannung und Nervosität. Betroffene erleben ein allgemeines Gefühl von Anspannung und Unruhe, sind oft rastlos und haben Schwierigkeiten, sich zu entspannen. Auch zeigen sie eine Überreaktion auf Reize: Harmlos erscheinende Reize können starke Angstreaktionen auslösen, die oft unverhältnismäßig stark im Vergleich zur tatsächlichen Gefahr sind. Schließlich führt diese Hypervigilanz häufig zu Vermeidungsverhalten, bei dem Betroffene versuchen, Situationen oder Orte zu meiden, die sie als potenziell bedrohlich wahrnehmen, was zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität und der sozialen Interaktion führen kann. So auch bei Philipp.

„Konnten Sie denn danach wieder in den Supermarkt gehen?“, fragte ich.

„Ich war nie wieder dort!“, antwortete der Klient. Man konnte die Enttäuschung in seiner Stimme hören.

„Dabei ist er der nahegelegenste und für uns so etwas wie der Stamm-Supermarkt. Seit dem Vorfall hat meine Freundin die Einkäufe übernommen. Das ist mittlerweile auch ein Thema zwischen uns.“

„Das heißt, Sie gehen gar nicht mehr einkaufen?“

„Doch. Alles, was schnell geht. Bäckerei, Bank. Erledigungen, wo ich schnell rein und wieder raus bin, mache ich, auch wenn ich mich manchmal zwingen muss.“

Den Schilderungen bis hierher konnte ich deutlich entnehmen, welchen nachhaltigen Einfluss dieses Ereignis auf den Klienten hatte und wie es das Leben von Philipp nachhaltig einschränkte. Das Ereignis lag bereits mehrere Jahre zurück, und der Klient hatte seitdem offensichtlich ein Vermeidungsverhalten etabliert, was seinen täglichen Aktionsradius zunehmend einschränkte.

„Mal eine Frage – wie würden Sie die Veränderung in Ihrem Leben prozentual beziffern? Wie stark hat sich Ihre Lebensqualität seit dem Wintertag damals bis heute verändert? Können Sie das benennen?“, wollte ich wissen.

„Ja, 15 %. Die sind mir geblieben. Vorher waren es zwar auch keine hundert, sondern vielleicht so 60 %. Aber mein Leben ist heute überhaupt nicht mehr das, wie es früher einmal war. Das Einzige, was mir geblieben ist, ist meine Freundin und unser Hund. Ich habe Freunde verloren, habe keine Hobbies mehr, meinen Job mache ich zwar noch, aber er nervt mich. Ja, und mittlerweile verbringe ich die meiste Zeit zuhause. Gehe mal mit dem Hund raus nach Feierabend und das war’s.“

Philipp war sichtbar den Tränen nahe.

„Dieser Zustand muss schwer für Sie sein.“, antwortete ich.

Viele Betroffene erleben eine erste, initiale Panikattacke, die als einschneidendes Erlebnis ihr Leben nachhaltig verändert. Diese Panikattacke wird oft als plötzliches und unerwartetes Ereignis beschrieben, das mit intensiven körperlichen und emotionalen Symptomen einhergeht. Allerdings ist diese erste Panikattacke meist nicht die eigentliche Ursache des Problems, sondern vielmehr der Auslöser. Häufig liegen dieser Attacke bereits längere Phasen von Stress, emotionaler Anspannung oder belastenden Lebensumständen zugrunde. Dieser anhaltende Stress kann die Anfälligkeit für Panikattacken erhöhen, indem er das Nervensystem überlastet und die Fähigkeit des Körpers, auf Stress zu reagieren, beeinträchtigt. Die initiale Panikattacke tritt somit oft in einem Kontext auf, in dem der Betroffene bereits unter erheblichem Druck steht, und wird dadurch zu einem Wendepunkt, der die zugrunde liegenden Stressfaktoren und die damit verbundenen Ängste ins Bewusstsein rückt.

„Philipp, können Sie sich noch daran erinnern, wie die Zeit vor Ihrer ersten Panikattacke war? Wissen Sie noch, wie die Wochen und Monate davor waren?“

„Ja, ich erinnere mich, es war frustrierend und stressig“, antwortete Philipp nachdenklich. „Ich hatte Anfang des Jahres einen neuen Job als IT-Projektleiter begonnen, aber das entpuppte sich als große Enttäuschung. Ich hatte gedacht, dass ich mehr Austausch mit anderen hätte, aber stattdessen schreibe ich hauptsächlich Code, arbeite Tickets ab und habe nur morgens einen kurzen Austausch mit den Kollegen beim täglichen Morgenmeeting. Seit 2018 arbeite ich ausschließlich im Homeoffice. Ursprünglich war mir das im Job auch wichtig, und ich hatte den neuen Job auch wegen dieser Option gewählt, aber ich habe mich zunehmend isoliert gefühlt, und das hat mir viel Stress gemacht. Ich wollte bis dato immer gerne ins Homeoffice und als ich dort eine ganze Zeit saß und merkte, wie allein es dort sein kann, wollte ich wieder unter Leute. Dann hatte ich die Attacke und dann kam auch schon Corona. Während der Corona-Zeit war es dann ja völlig normal, zu Hause zu bleiben. Das war zwar auch nicht schön, aber da war es verordnet.“

„Aha, also das heißt, beruflich waren Sie eigentlich schon in den Wochen und Monaten vorher unzufrieden, haben sich isoliert gefühlt und gestresst“, spiegelte ich den Klienten.

„Ja, richtig“, stimmte Philipp zu.

„Könnte es denn dann sein“, fuhr ich fort, „dass diese Unzufriedenheit im Job etwas mit Ihrer Panikattacke zu tun haben könnte?“

„Habe ich so noch nicht drüber nachgedacht“, antwortete Philipp nachdenklich. „Gut möglich. Die Situation hat mich damals schon sehr unzufrieden gemacht und gestresst, weil ich den Job nicht so schnell wieder hinschmeißen wollte. Wie sieht das denn aus im Lebenslauf, wenn man einen Job sofort wieder aufgibt? Und das Geld ist auch nicht schlecht.“

„Aber Sie sind bis heute noch in diesem Job?“, fragte ich nach.

„Ja, richtig. Bis heute bin ich dort“, bestätigte Philipp, „aber manchmal schiebe ich die Panik vor, um nicht so viel machen zu müssen und mich aus der Arbeit rausnehmen zu können. Im Unternehmen wird das akzeptiert.“

Berufliche Neuorientierung als Schlüssel aus der Angstspirale

Mir wurde deutlich, dass die Panikattacken bei Philipp hier eine zusätzliche Funktion übernommen haben könnten, einen sogenannten „Krankheitsgewinn“. Obwohl Philipp seine Symptome als störend empfindet, ermöglichen sie ihm möglicherweise, den ungeliebten Berufsalltag zu umgehen. Dies führt zu einer Art Konditionierung, die die Panikattacken und die Symptomatik verstärken kann, was einen Teufelskreis entstehen lässt.

„Philipp“, fragte ich weiter, „was würden Sie denn eigentlich gerne beruflich machen, wenn Sie sich das aussuchen könnten? Also, ich meine, Sie haben sich ja Ihren Job ausgesucht, aber wenn Sie mal wirklich Ihre Fantasie bemühen – wie sieht Ihr Traumjob aus?“

„Da hätte ich meine eigene IT-Beratung“, antwortete Philipp wie aus der Pistole geschossen, „ich wäre mein eigener Chef und würde viel herumreisen, mit verschiedenen Klienten zu tun haben, Deals abschließen und als Speaker auf Events und Konferenzen auftreten. Ich hätte ein Dutzend Mitarbeiter. Aber, ja das ist weit weg. Es fängt ja schon damit an, dass ich nicht mal irgendwohin hinfahren kann. Die letzten Jahre war ich ja nicht weiter als maximal 15 Kilometer von meinem Wohnort entfernt.“

Mir wurde klar, dass Philipp beruflich frustriert war und diese Frustration wahrscheinlich zumindest einen Beitrag zur Auslösung seiner Panikattacken beigetragen hatte.

„Hätten Sie Lust“, fragte ich, „dass wir uns vielleicht mal ein bisschen um Ihr berufliches Ich kümmern und überlegen, wie man das neu aufstellen könnte? Ohne dass Sie sofort etwas ändern müssen, sondern einfach mal Gedanken machen, ob die Tätigkeit, die Sie jetzt ausüben, wirklich optimal für Sie ist und wie wir vielleicht zu dem, was Sie eben geschildert haben, hinkommen könnten. – Ich weiß, Sie sind wegen Ihrer Panik hier, aber ich könnte mir vorstellen, dass die beiden Themen etwas miteinander zu tun haben.“

„Ja, gerne, das klingt gut“, sagte Philipp zustimmend. „Ich habe auch schon das latente Gefühl, dass das etwas mit der Arbeit zu tun haben könnte, aber gleichzeitig weiß ich auch, dass es sich irgendwie nach mehr anfühlt.“

„Das kann ich gut nachvollziehen“, antwortete ich einfühlsam. „Es ist durchaus möglich, dass das Thema vielschichtig ist. Daher könnte es sinnvoll sein, dass wir uns in den kommenden Sitzungen parallel zwei Aspekten widmen: Einerseits schauen wir, wie wir Ihr Erleben der Panik im Alltag verbessern können, und andererseits widmen wir uns der beruflichen Dimension.“

In den Folgesitzungen, über einen Zeitraum von 6 Wochen, lernte Philipp verschiedene Techniken und Ansätze, um seinen Alltag besser zu bewältigen. Wir adressierten sein Vermeidungsverhalten und entwickelten Strategien, wie er dem entgegenwirken konnte. Philipp erkannte, dass seine berufliche Unzufriedenheit eine wesentliche Ursache für seine Ängste war. Gemeinsam entwickelten wir eine Strategie, wie er sich beruflich neu orientieren könnte. Das Bild für seine berufliche Selbstständigkeit nahm immer klarere Formen an, und Philipp steht nun kurz davor, diesen Schritt zu wagen.

Mit diesem neu gewonnenen Selbstvertrauen und Vitalitätsdrang nahmen seine Panikattacken deutlich ab. Er verstand, dass die Panikattacken eine Form unterdrückter Lebensenergie waren, die durch sein unglückliches, isoliertes Angestelltendasein verursacht wurden. Diese Energie fand nun ihren Ausdruck in der Planung seiner selbstständigen Tätigkeit.

Philipp steht nun, kurz vor der Verwirklichung seiner beruflichen Ziele, und nutzt die Sitzungen weiterhin als eine Art Anlaufstelle, um sicherzustellen, dass er auf seinem Weg bleibt und eventuelle Unsicherheiten klären kann.