Beruf & Karriere
November 28, 2024

Hör auf die Hand im Meeting zu heben und konzentriere dich auf deinen Kram

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Warum es effektiver ist, sich auf deine Aufgaben zu konzentrieren, anstatt ständig Zustimmung zu suchen

Wenn du jemand bist, der gut in vielen Dingen ist und in einem großen Unternehmen arbeitest, kennst du das Szenario: Überall Projekte, überall Aufgaben, die dich rufen – und bevor du dich versiehst, hast du dich freiwillig für ein halbes Dutzend Nebenprojekte gemeldet. Klingt nach dem perfekten Weg, sich hervor zutun? Falsch gedacht. In der Welt großer Konzerne kann das schnell nach hinten losgehen. Warum? Weil das Corporate Game nicht so funktioniert, wie du vielleicht denkst.

Viel hilft nicht viel: Die Realität in großen Unternehmen

In kleinen Unternehmen, Startups oder im Handwerk sind Multitalente ein echter Gewinn. Hier gibt es weniger starre Strukturen, weniger „Boxen“, in denen jeder funktionieren muss. Du kannst flexibel einspringen, mehrere Aufgaben übernehmen und wirst dafür geschätzt. Große Unternehmen ticken anders. Mit ihren komplexen Strukturen, festgelegten Prozessen und tausenden Mitarbeitern bist du dort ein Zahnrad in einer riesigen Maschine – und jedes Zahnrad hat eine Aufgabe. Dein Job: genau das tun, wofür du eingestellt wurdest.

Wenn du plötzlich anfängst, dich für Projekte zu melden, die nicht in deinen Aufgabenbereich fallen, wirkst du vielleicht ambitioniert. Doch in Wirklichkeit bringst du die Struktur durcheinander, und das mögen Unternehmen überhaupt nicht. Stell dir einen roten Blutkörperchen vor, das sich plötzlich entscheidet, wie ein weißes Blutkörperchen zu arbeiten – Chaos ist vorprogrammiert.

Warum freiwillige Projekte deine Karriere sabotieren können

Du denkst vielleicht, dass ein Stapel an Nebenprojekten deine nächste Gehaltserhöhung oder Beförderung sicher macht. Doch genau das Gegenteil ist oft der Fall. Hier ist der Grund:

Performance Review: Weniger ist mehr. Am Ende eines Leistungsbewertungszeitraums, sei es jährlich oder halbjährlich, zählt nicht die Menge deiner Projekte, sondern die Qualität von drei großen Erfolgen. Dein Vorgesetzter oder ein Bewertungsgremium wird sich nicht die Zeit nehmen, 15 Projekte durchzugehen. Drei. Das ist die magische Zahl. Alles darüber hinaus wird entweder ignoriert oder – schlimmer noch – als ineffizient wahrgenommen. "Wie kann jemand 20 große Projekte gemacht haben? Die können doch nicht alle relevant gewesen sein!"

Falsche Wahrnehmung deiner Arbeit: Selbst wenn du all diese Projekte perfekt ablieferst, entsteht schnell der Eindruck, dass du dich verzettelst. Zu viele Projekte bedeuten, dass du aus deiner Rolle heraustrittst und in andere Bereiche hinein arbeitest. Kollegen könnten das als Eingriff in ihre Kompetenzbereiche werten, was zu Widerständen und sogar zu passiv-aggressivem Verhalten führen kann. Das Risiko: Deine Projekte scheitern, nicht wegen dir, sondern weil dir absichtlich Steine in den Weg gelegt werden.

Downside Risk: Wenn du freiwillig Projekte übernimmst, die du nicht machen musst, übernimmst du auch alle Risiken. Scheitert das Projekt oder zieht sich jemand aus dem Team zurück, der dir helfen sollte, bist du derjenige, der zur Verantwortung gezogen wird. Dein Manager könnte dir sogar vorwerfen: "Warum hast du das überhaupt übernommen? Das war doch nicht deine Aufgabe." Und das Schlimmste: Solche gescheiterten Projekte zählen nicht zu deinen drei großen Erfolgen – sie sind einfach nur Ballast.

Fokussiere dich auf drei große Projekte

Anstatt überall „Ja“ zu sagen, konzentriere dich auf drei Projekte, die wirklich zählen. Warum? Weil diese Projekte deine Geschichte erzählen. Sie sind die Grundlage für deine Performance Review und die Basis, auf der dein Manager dich in Meetings verteidigt. Dein Ziel sollte es sein, deinem Vorgesetzten eine einfache Erfolgsgeschichte an die Hand zu geben:

Was hast du getan?

Was war der Impact?

Warum war das wichtig für das Unternehmen?

Je klarer und einfacher diese drei Punkte sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass dein Manager sie in einem Meeting effektiv präsentieren kann.

Sei wählerisch – auch bei Anfragen deines Managers

Natürlich gibt es Situationen, in denen dein Manager dir zusätzliche Aufgaben zuteilt. Hier ist es wichtig, strategisch zu denken. Frage dich:

• Wird diese Aufgabe zu einem deiner drei großen Projekte?

• Kannst du dafür ein anderes Projekt aus deiner Prioritätenliste schieben?

• Oder ist diese Aufgabe nur ein weiteres "Nice-to-Have", das dich von deinen wichtigsten Zielen ablenkt?

Wenn das Projekt nicht zu deinen Top-Drei zählt, ist es völlig in Ordnung, höflich „Nein“ zu sagen. Ein einfacher Satz wie „Ich bin gerade mit meinen drei Hauptprojekten voll ausgelastet, aber ich unterstütze gern bei Bedarf“ signalisiert Professionalität, ohne dich zu überfordern.

Was tun, wenn du dich langweilst?

Viele Multitalente finden den Fokus auf wenige Projekte angweilig. Wenn du so tickst, gibt es Möglichkeiten, diese Langeweile zu umgehen, ohne deine Karriere zu sabotieren:

• Investiere in Networking: Nutze die Zeit, die du dir durch effizientes Arbeiten freischaufelst, um Beziehungen aufzubauen und strategisch zu planen.

• Entwickle dich weiter: Arbeite an deinen Fähigkeiten, lies Fachliteratur oder mache Weiterbildungen. So bleibst du geistig gefordert, ohne dich in Nebenprojekte zu stürzen.

• Überlege, ob das Corporate Game zu dir passt: Wenn dir das Arbeiten innerhalb strenger Grenzen zu frustrierend ist, könnte ein Startup, eine kleinere Firma oder die Selbstständigkeit besser zu dir passen. Diese Umfelder bieten oft mehr Freiheit, verschiedene Hüte zu tragen und kreativ zu sein.

Spiel das Spiel, ohne dich zu verzetteln

Die Welt der großen Unternehmen hat klare Spielregeln. Wenn du das Corporate Game mitspielen willst, musst du lernen, deine Energie gezielt einzusetzen. Konzentriere dich auf wenige, klar definierte Projekte und überlasse den Rest den anderen. Das bedeutet nicht, dass du dich unterordnen oder aufgeben musst – es bedeutet, dass du klug und strategisch agierst.

Und wenn das Spiel dir nicht gefällt? Dann ist es vielleicht Zeit, dir ein neues Spielfeld zu suchen. Ob innerhalb oder außerhalb der Corporate-Welt – die Entscheidung liegt bei dir. Aber eines ist sicher: Zu viele Nebenprojekte sind selten der Weg nach oben.