Persönlichkeit
June 9, 2024

Du hast Angst und Panik? Dann lerne Vertrauen

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Warum habe ich Angst und Panik

Text zuletzt geändert am 09.06.2024

geschätzte Lesezeit: ca. 6 min.

Angst und Panik schränken das tägliche Leben von vielen Menschen massiv ein, vermutlich auch deins, wenn dieser Artikel dein Interesse geweckt hat. Du kennst vermutlich das Gefühl: Dein Herz rast, die Hände werden feucht, der Kopf dreht sich – man möchte diese Gefühle einfach nur loswerden. Häufig liegt der Fokus – auch in therapeutischen Kontexten – darauf, die Angst zu bewältigen oder sogar „wegzumachen“. Dabei wird oft übersehen, dass das eigentliche Problem nicht die Angst selbst ist, sondern der Mangel an Vertrauen.

Angst und Vertrauen: Zwei Seiten einer Medaille

Angst entsteht in unserer heutigen Welt vor allem durch fehlendes Vertrauen. Vertrauen in dich selbst und deine Fähigkeiten, Vertrauen in deine Umwelt, deine Mitmenschen und ins Leben allgemein. Angst und Vertrauen sind zwei Seiten einer Medaille. Angst erlebst du immer dann, wenn dir Vertrauen fehlt.

Anstatt sich ständig zu fragen, wie man die Angst loswerden kann, sollte man sich fragen:

-  Wie kann ich Vertrauen in mein Leben aufbauen?

-  Wie kann ich beginnen, mir selbst mehr zu vertrauen, mir mehr zuzutrauen, anderen Menschen zu vertrauen und dem Leben insgesamt zu vertrauen?

Angst und Kontrollverlangen gehen oft Hand in Hand. Paradoxerweise kann Angst Sicherheit bieten, weil sie uns in einen Zustand der Vorsicht versetzt. Angst ist ein Monitoring-Prozess, der konstant unsere Innenwelt und Außenwelt abscannt. Durch dieses ständige Überwachen erhalten wir eine Form von Kontrolle, die uns vermeintlich Sicherheit gibt. Doch diese Sicherheit ist trügerisch und hält uns davon ab, das Leben wirklich zu erleben. Wir sind ja eben mit Angst beschäftigt. Wir müssen erkennen, dass Angst häufig auf einem Kontrollwunsch basiert und uns in einem ständigen Alarmzustand hält, der unser Wachstum und unsere Fähigkeit, das Leben in seiner ganzen Fülle zu erfahren, einschränkt. Indem wir lernen, Vertrauen zu entwickeln, lösen wir uns von diesem ständigen Monitoring und öffnen uns für die wahren Möglichkeiten und Chancen, die das Leben bereithält.

Angst gibt Sicherheit

Wenn wir tiefer in die Dynamik von Angst und Vertrauen eintauchen, wird klar, dass Angst oft ein Ausdruckungelöster innerer Konflikte ist. Diese Konflikte entstehen, weil wir uns selbst und unsere Umwelt in starren Kategorien betrachten, in Schwarz-Weiß-Denken verharren und dadurch die vielfältigen Möglichkeiten des Lebens übersehen. Vertrauen hingegen erfordert Flexibilität, Offenheit und die Bereitschaft, diese Kategorien zu hinterfragen. Der Schlüssel liegt darin, die Angst nicht als Feind zu betrachten, sondern als einen Indikator, der uns auf Bereiche hinweist, in denen Vertrauen wachsen darf.

Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Vertrauen ist die Selbstreflexion. Dabei geht es nicht nur darum, sich seiner Ängste bewusst zu werden, sondern auch die Quellen dieser Ängste zu erforschen. Woher kommt das Misstrauen? Welche Erfahrungen haben es genährt? Und welche Glaubenssätze liegen ihm zugrunde? Diese Fragen führen uns zu einer tieferen Erkenntnis über uns selbst und unsere Beziehung zur Welt.

Betrachte das folgende Beispiel: Jemand, der in seiner Kindheit oft kritisiert wurde, entwickelt möglicherweise ein tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber seiner eigenen Urteilsfähigkeit. Diese Person mag in neuen Situationen Angst verspüren, weil sie die ständige Angst hat, Fehler zu machen und abgelehnt zu werden. Erst wenn sie beginnt, die Wurzeln dieser Angst zu erkennen und die dahinterliegenden Glaubenssätze zu hinterfragen, kann sie anfangen, Vertrauen in ihre eigenen Entscheidungen zu entwickeln.

Ein weiteres Beispiel ist das Vertrauen in andere Menschen. Viele von uns haben erlebt, dass unser Vertrauen missbraucht wurde, was zu einem generellen Misstrauen gegenüber Mitmenschen führen kann. Doch auch hier ist der Schlüssel, nicht in der Angst zu verharren. Indem wir uns mit den spezifischen Erfahrungen auseinandersetzen, die zu diesem Misstrauen geführt haben, und sie in einem neuen Licht betrachten, können wir anfangen, differenzierter zu vertrauen. Es geht darum, nicht blind jedem zu vertrauen, sondern ein gesundes Maß an Vertrauen zu entwickeln, das auf realistischer Einschätzung und Verständnis basiert.

Vertrauen ins Leben bedeutet auch, sich der Tatsache zu stellen, dass wir nicht alles kontrollieren können. Diese Einsicht ist besonders schwer, weil sie uns mit unserer eigenen Verletzlichkeit konfrontiert. Doch auch hier liegt gerade in dieser Verletzlichkeit die Kraft. Wenn wir akzeptieren, dass Unsicherheit ein unvermeidlicher Teil des Lebens ist, können wir lernen, sie nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu sehen. Eine Chance, neue Erfahrungen zu machen, zu wachsen und zu lernen.

Vertrauen bedeutet daher, sich selbst und das Leben so anzunehmen, wie es ist – mit all seinen Unvollkommenheiten, Unsicherheiten und Herausforderungen.