Persönlichkeit
Gesellschaft
December 28, 2024

Die Kunst, alleine zu sein: Warum Stille keine Strafe ist

Relievr
Blog
Eine Frau sitzt alleine am Strand und blickt aufs Meer. Sie trägt einen Hoodie mit der Aufschrift: „Treat yourself like someone you love.“ Der Himmel ist klar,
Text zuletzt aktualisiert am
17.1.2025
Geschätzte Lesezeit: ca.
3
min.

Wie oft suchen wir Ablenkung, wenn wir uns unwohl fühlen? Die meisten von uns greifen automatisch zu Menschen, Handys oder anderen Dingen, um dieses dumpfe Gefühl loszuwerden. Niemand sagt es laut, aber für viele ist Alleinsein unangenehm. Vielleicht macht es sogar Angst. Und genau hier liegt das Problem: Wir haben verlernt, mit uns selbst klarzukommen.

Dabei ist Alleinsein keine Strafe. Es ist eine Gelegenheit. Eine Einladung, sich selbst besser kennenzulernen. Keine übertriebene Selbstoptimierungssache, sondern wirklich: Wer bin ich, wenn niemand da ist, der mir sagt, was ich tun soll oder wer ich sein soll? Diese Frage können wir nur beantworten, wenn wir uns trauen, in die Stille zu gehen. Und ja, das ist am Anfang verdammt unangenehm.

Warum wir das Alleinsein meiden – und was wir dabei verpassen

Blaise Pascal schrieb einmal: „Alles Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können.“ Ein Satz, der vielleicht übertrieben erscheint, aber eine tiefe Wahrheit birgt. Wir suchen ständig nach Ablenkung, weil das Alleinsein uns zwingt, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen – und das ist nicht immer bequem. Doch genau hier fängt etwas Spannendes an.

Ohne die ständige Ablenkung kommen Gedanken hoch, die wir sonst verdrängen. Gefühle, die wir oft mit Musik oder Netflix zudecken, machen sich bemerkbar. Und auch wenn das erstmal unangenehm ist – es hat eine befreiende Wirkung. Die Psychologie bestätigt, dass Menschen, die bewusst Zeit allein verbringen, unabhängiger werden und besser mit Stress umgehen können. Warum? Weil sie lernen, mit sich selbst zurechtzukommen.

Kleine Schritte zu mehr Gelassenheit mit sich selbst

Es geht nicht darum, plötzlich alles alleine zu machen. Es geht um kleine Schritte. Zum Beispiel: Handy aus, wenn man durch die Straße geht. Oder mal ohne Podcast spazieren gehen. Keine Angst, die Welt wird nicht weniger spannend, nur weil wir die eigenen Gedanken zulassen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Plötzlich spürt man wieder den Wind im Gesicht oder hört die Vögel singen. Klingt vielleicht banal, aber es ist real.

Das Gleiche gilt für größere Dinge. Warum nicht alleine ins Kino gehen oder in ein Restaurant, das man schon immer ausprobieren wollte? Klar, am Anfang fühlt es sich komisch an. Aber irgendwann merkt man: Niemand interessiert sich wirklich dafür, ob man allein am Tisch sitzt. Und das ist ehrlich gesagt eine Befreiung.

Es geht hier nicht um einsame Selbstfindungsexperimente, sondern um eine neue Art, mit sich selbst im Reinen zu sein. Alleinsein heißt nicht, dass etwas fehlt. Es bedeutet, dass wir mit dem, was da ist – uns selbst – zufrieden sind. Und das ist eine der stärksten Grundlagen für echte Lebensfreude.

Gerade im neuen Jahr könnte es spannend sein, bewusster Zeit allein zu verbringen. Statt uns in den immergleichen Kreislauf von Ablenkung und Gesellschaft zu stürzen, können wir versuchen, diese Momente als Chance zu sehen. Auch wenn wir ungewollt allein sind: Die Situation muss nicht bekämpft werden. Oft reicht es, sie einfach so zu lassen, wie sie ist. Darin liegt die Möglichkeit, etwas Neues über uns selbst zu lernen und eine andere Form von Ruhe zu finden.