Persönlichkeit
December 4, 2024

Der Mut, nicht zu gefallen - Wie du dich von den Meinungen anderer befreist

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Der Mut, nicht zu gefallen: Lerne, dich von den Meinungen anderer zu befreien und selbstbewusst deinen eigenen Weg zu gehen.

In einer Welt, die von sozialen Medien und ständiger Beurteilung geprägt ist, fällt es oft schwer, sich von den Erwartungen anderer zu lösen. Der Wunsch nach Akzeptanz und Bestätigung ist tief in uns verwurzelt. Doch genau dieser Wunsch könnte der größte Stolperstein auf dem Weg zu einem erfüllten Leben sein. Ein inspirierender Ansatz dazu findet sich im Buch Der Mut, nicht zugefallen von Ichiro Kishimi und Fumitake Koga, das auf den psychologischen Theorien von Alfred Adler basiert.

Warum der Wunsch, gemocht zu werden, nichts mit Altruismus zu tun hat

Auf den ersten Blick mag der Wunsch, von anderen gemocht zu werden, harmlos oder sogar nobel erscheinen. Schließlich könnte man meinen, dass jemand, der nach Akzeptanz und Anerkennung strebt, bestrebt ist, anderen zu gefallen und deren Leben zu bereichern. Doch Kishimi und Koga argumentieren, dass hinter diesem Wunsch in Wahrheit ein zutiefst egoistisches Motiv steckt: Es geht nicht um das Wohl der anderen, sondern um das eigene Bedürfnis nach Bestätigung.

Menschen, die unbedingt von anderen gemocht werden wollen, handeln oft nicht aus Altruismus, sondern aus der Angst vor Ablehnung. Sie passen sich an, erfüllen Erwartungen und richten ihr Verhalten danach aus, wie sie wahrgenommen werden möchten. Doch diese Bemühungen haben weniger mit dem Wohl der anderen zu tun als mit dem Streben nach einem guten Gefühl über sich selbst. Das Ziel ist nicht, anderen wirklich zu helfen, sondern sich durch deren Anerkennung wertvoll und sicher zu fühlen.

Dieser egoistische Kern zeigt sich besonders deutlich, wenn "gute Taten" nicht die erhoffte Anerkennung bringen. Ein Beispiel: Jemand organisiert eine aufwendige Geburtstagsfeier für einen Freund, ist aber enttäuscht oder sogar beleidigt, wenn diese Geste nicht entsprechend gewürdigt oder erwidert wird. Hier zeigt sich, dass die Motivation nicht uneigennützig war, sondern viel mehr der Selbstbestätigung diente.

Der übersteigerte Wunsch nach Anerkennung ist ein Zeichen von Schwäche

Der Wunsch nach Anerkennung wird oft als natürliche menschliche Eigenschaft betrachtet, doch Kishimi und Koga zeigen auf, dass er in Wahrheit ein Zeichen von innerer Schwäche ist. Menschen, die sich stark nach äußerer Bestätigung sehnen, machen ihren Selbstwert von den Meinungen anderer abhängig. Sie sind nicht in der Lage, sich selbst anzunehmen oder ihre eigenen Entscheidungen unabhängig von äußeren Maßstäben zu treffen. Diese Abhängigkeit offenbart ein tiefes Defizit an innerer Stabilität und Selbstvertrauen.

Ein Mensch, der stark ist, benötigt keine Bestätigung von außen, um sich wertvoll zu fühlen. Er trifft Entscheidungen basierend auf eigenen Überzeugungen und Werten, unabhängig davon, ob sie Zustimmung finden. Wer hingegen ständig nach Anerkennung strebt, zeigt, dass er sich selbst nicht genug vertraut und die Validierung durch andere als Ersatz für eigene Überzeugung benötigt. Zudem meiden solche Menschen oft Verantwortung, da sie ihre Entscheidungen lieber von anderen lenken lassen, um bei Misserfolgen die Schuld abwälzen zu können.

Echte Stärke zeigt sich darin, den eigenen Wert unabhängig von der Meinung anderer zu erkennen und aus einer inneren Überzeugung zu handeln. Dieser Mut, sich selbst treu zu bleiben, ist die Grundlage für ein authentisches und freies Leben.

Selbstinfiltration - Wenn der Blick auf andere die eigene Meinung verdrängt

Menschen, die ständig auf die Meinungen und Erwartungen anderer achten, verlieren oft den Zugang zu ihrer eigenen inneren Stimme. Sie passen sich so stark an, dass sie irgendwann nicht mehr unterscheiden können, welche Überzeugungen tatsächlich ihre eigenen sind und welche nur übernommen wurden, um anderen zu gefallen. Dieses Phänomen wird in der Psychologie als Selbstinfiltration bezeichnet.

Was bedeutet Selbstinfiltration?

Selbstinfiltration beschreibt den Zustand, in dem fremde Meinungen und Werte so sehr in das eigene Denken eingebettet werden, dass sie wie die eigenen erscheinen. Menschen, die diesem Muster verfallen, verlieren zunehmend die Fähigkeit, ihre authentischen Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen. Sie handeln nicht mehr aus eigener Überzeugung, sondern aus einem inneren Druck heraus, den Erwartungen anderer gerecht zu werden.

Beispielsweise mag jemand glauben, dass eine bestimmte Karriereentscheidung aus eigenem Wunsch getroffen wurde, obwohl sie eigentlich darauf basiert, was Familie oder Gesellschaft als erfolgreich ansehen. Diese unbewusste Übernahme fremder Ziele führt dazu, dass das eigene Leben zunehmend fremdbestimmt wird – oft ohne es zu merken.

Die Gefahr, sich selbst zu verlieren

Der ständige Fokus auf äußere Meinungen verhindert, dass Menschen ihre eigene Meinung klar wahrnehmen und ausdrücken können. Sie befinden sich in einem ständigen Abgleich mit den Vorstellungen anderer und entwickeln eine innere Abhängigkeit von deren Bestätigung. Das Problem: Diese fremdbestimmten Ziele und Werte stehen oft nicht im Einklang mit den eigenen Bedürfnissen und führen auf Dauer zu innerer Unzufriedenheit und Entfremdung.

Die Selbstinfiltration ist deshalb nicht nur eine Einschränkung der individuellen Freiheit, sondern auch ein zentraler Grund für das Gefühl, im eigenen Leben festzustecken. Wer nicht mehr weiß, was er selbst will, kann keine Entscheidungen treffen, die wirklich glücklich machen.

Der Ausweg - Mut

Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, braucht es den Mut, innezuhalten und die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen. Welche Ziele sind wirklich meine? Welche Entscheidungen treffe ich aus Angst vor Ablehnung? Und was würde ich tun, wenn die Meinung anderer keine Rolle spielen würde? Erst durch diese ehrliche Selbstreflexion lässt sich die Grenze zwischen fremden Erwartungen und der eigenen Meinung wieder klar erkennen.

Kishimi und Koga betonen in Der Mut, nicht zugefallen, dass ein authentisches Leben nur möglich ist, wenn wir unsbewusst von fremden Einflüssen distanzieren und uns erlauben, unsere eigenen Werte und Wünsche wiederzuentdecken. Der Schlüssel dazu liegt im Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit und im Mut, auch dann zu sich selbst zu stehen, wenn dies Ablehnung nach sich zieht. Nur wer den Mut hat, unangepasst zu sein, kann die Selbstinfiltration überwinden und ein wahrhaft freies Leben führen.