Foto: Samantha Hurley
Hast du jemals gespürt, wie sich dein Herzschlag beschleunigt, wenn du an eine bestimmte Situation denkst? Dieses unbestimmte Ziehen im Bauch, die feuchten Handflächen, das Zittern – all das, was dir sagt: „Das ist nichts für dich, dreh um, lauf weg.“ Doch was wäre, wenn genau das der Ort ist, an dem du sein sollst?
Angst hat eine faszinierende Funktion. Sie ist ein biologisches Alarmsystem, das uns seit Jahrtausenden vor Gefahr schützt. Doch in der modernen Welt warnt sie uns nicht mehr nur vor wilden Tieren oder Feuer, sondern oft vor emotionalen oder sozialen Risiken: vor Ablehnung, vor dem Gefühl, nicht gut genug zu sein, vor der Möglichkeit des Scheiterns. Die Frage ist: Wann lügt deine Angst, und wann zeigt sie dir den Weg?
Angst wird oft als etwas betrachtet, das es zu vermeiden gilt. Doch was, wenn wir sie stattdessen als Hinweis betrachten? Sie könnte ein Wegweiser sein, der uns zu unseren tiefsten Wünschen und Sehnsüchten führt. Psychologen sprechen von der „Komfortzonen-Theorie“: In unserer Komfortzone ist alles vertraut und sicher, aber es passiert wenig Wachstum. Am Rand dieser Zone, da, wo die Angst beginnt, fängt das Leben an, uns zu formen.
Eine der wichtigsten Fragen, die du dir stellen kannst, lautet:
„Wovor habe ich eigentlich wirklich Angst?“
Vielleicht ist es nicht die Angst vor dem Scheitern, sondern die Angst davor, dich voll und ganz zu zeigen. Vielleicht ist es nicht die Angst vor dem Unbekannten, sondern die Angst vor dem Verlust der Kontrolle. Oft sind es nicht die äußeren Umstände, sondern innere Blockaden, die uns zurückhalten.
Überlege, wie oft deine größten Fortschritte im Leben von Ängsten begleitet wurden. Vielleicht war es der Umzug in eine fremde Stadt, der erste Job, die erste Beziehung. Diese Schritte waren nicht leicht, aber sie haben dich wachsen lassen. Angst und Wachstum gehören zusammen – so unbequem das auch klingt.
Eine Frage zum Nachdenken:
Was ist der größte Moment in deinem Leben, in dem du über dich selbst hinausgewachsen bist – und welche Rolle hat Angst dabei gespielt?
Viele Menschen fliehen vor der Angst, und das ist verständlich. Doch wenn wir uns ihr stellen, erkennen wir oft, dass sie uns zu unseren tiefsten Werten und Zielen führt. Hier ist ein Gedanke: Die Dinge, vor denen du am meisten Angst hast, könnten die Dinge sein, die du am meisten begehrst. Warum? Weil sie oft mit deinem wahren Selbst verbunden sind.
Ein Beispiel: Du hast Angst, vor anderen zu sprechen. Aber vielleicht liegt genau dort deine Aufgabe – andere zu inspirieren, eine Botschaft zu teilen, mutig für etwas einzustehen. Oder du hast Angst, dich beruflich zu verändern. Aber genau da wartet vielleicht die Karriere, die deinem Leben mehr Sinn gibt.
Angst zu konfrontieren bedeutet nicht, sie sofort zu überwinden. Es geht vielmehr darum, sie zu verstehen und mit ihr zu arbeiten. Hier sind einige Ansätze:
Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Entscheidung, dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst.
Wo in deinem Leben könntest du diese Entscheidung treffen? Könntest du es wagen, über die Angst hinauszugehen, um zu sehen, was dahinterliegt?
Vielleicht ist es an der Zeit, eine Perspektive zu wechseln: Die Angst ist nicht dein Feind. Sie ist der Wächter vor einer Tür, die zu etwas führt, das größer ist als du selbst.